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Projekt «Natur neben dem Gleis» mit positiver Bilanz

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Die Reptilien können sich freuen

Zehn Naturschutzvereine haben zusammen mit der SBB viele Abschnitte der Bahnlinie Zürich-Altstetten – Knonau zugunsten der Natur aufgewertet. Zum Abschluss des Projekts zeigt ein Bericht auf, was alles erreicht wurde.

Wer mit der S-Bahn nach Zürich rauscht, sieht es vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber die Bahnböschungen, kleinen Wäldchen und «ungenutzten» Flächen entlang des Gleises sind äusserst wichtig für die Natur. So haben sich hier teils seltene Arten wie die Schlingnatter oder die Zauneidechse angesiedelt. Für sie ist die Bahnlinie eines der letzten Refugien in der vom Menschen genutzten und umgestalteten Landschaft – und ein wichtiger Vernetzungskorridor, dank dem sie sich ausbreiten können. Jetzt können sie sich noch besser verstecken und vernetzen, denn ihre Lebensräume wurden dank dem Projekt «Natur neben dem Gleis» gezielt aufgewertet.

Mitgemacht haben an diesem Mammutprojekt über 60 Freiwillige aus 10 lokalen Naturschutzvereinen – allesamt Sektionen von BirdLife Schweiz. Sie kartierten die Reptilien entlang der 26 km langen Bahnlinie von Knonau bis Zürich-Altstetten und werteten danach die Lebensräume mit zahlreichen Massnahmen auf. Dies ist auch ein Beitrag an die sogenannte Ökologische Infrastruktur, welche in den nächsten Jahrzehnten in der ganzen Schweiz geknüpft werden soll: ein Netzwerk aus Schutzgebieten und Vernetzungskorridoren, die den Rückgang der Biodiversität stoppen soll (siehe Kasten).

Organisiert und koordiniert wurde das Projekt «Natur neben dem Gleis» von drei Personen, die wie die anderen ehrenamtlich arbeiteten: Andrin Gross, Werner Schwehr und Walter Zuber. Sie kümmerten sich auch um die Suche nach Geldgebern. Auch die SBB und die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich machten mit und unterstützten das Projekt. Nun ist das Projekt abgeschlossen. Ein Bericht zeigt auf, was mit dem Gesamtbudget von über 100 000 Franken für die Natur alles erreicht werden konnte.

Hanspeter Tschanz von der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich bilanziert: «Das Projekt ist eine Erfolgsgeschichte. Aus einer Idee von lokalen Naturkennerinnen und -kennern entstand ein grosses Projekt für die Aufwertung eines einmaligen Naturobjekts. Von den Massnahmen für die Reptilien werden auch viele andere Artengruppen profitieren.» Auch Peter Henauer, Leiter Natur bei der SBB, Region Ost, freut sich: «Die Bahnlinie hat eine beispielhafte Aufwertung erfahren.»

Aufwertungen und neue Strukturen

Im Abschlussbericht werden die Massnahmen zugunsten der Reptilien minutiös aufgezeigt. So konnten mehrere Abschnitte aufgewertet werden, indem zum Beispiel sechs Feldgehölze ausgelichtet oder Sträucher und Wiesland ökologisch fachgerecht gepflegt wurden. Zahlreiche Kleinstrukturen wurden entlang der Bahnlinie geschaffen, die den Reptilien und anderen Tieren als Verstecke und als Plätze zum Schlafen oder zur Eiablage dienen. So schichteten die Freiwilligen zum Beispiel 36 Asthaufen und 17 Steinhaufen auf, platzierten 24 Wurzelstöcke oder 4 Steinkörbe. Auch einfache Massnahmen können viel bringen: 300 Holzbretter, die entlang der Gleise ausgelegt wurden, dienen nun den Kleintieren als willkommene Verstecke und Sonnenplätze. Solche Strukturen sind auch deshalb wichtig, weil die Böschungen jedes Jahr mit grossen Maschinen gemulcht werden. Ohne Verstecke sind die Tiere dabei grossen Gefahren ausgesetzt. Das Mulchen ist daher eine Praxis, die dringend überdenkt werden müsste, die aber leider am günstigsten ist und viel Handarbeit erspart.

Die Massnahmen wurden teils von den Ehrenamtlichen der Naturschutzvereine und teils von Unternehmen oder den SBB selber ausgeführt. Ihnen waren umfangreiche Planungen vorangegangen. Als erstes kartierten die rund 60 Freiwilligen die Reptilien und fanden beispielsweise Ringelnattern, Zaun- und Mauereidechsen und seltene Schlingnattern. Die Ergebnisse flossen in die Planung der Umsetzungsprojekte ein. Zusammen mit den SBB und dem Kanton musste verhandelt werden, was sich wo machen liess. Einfach war dies nicht, denn es herrschen mit den zahlreichen Sicherheitsvorgaben und bestehenden Pflegeplänen je nach Abschnitt komplizierte Verhältnisse. Einige Abschnitte waren bereits Naturschutzgebiete; bei wieder anderen waren das Astra oder andere Akteure mitbeteiligt.

Gute Zusammenarbeit

Walter Zuber, einer der drei Organisatoren und ehemaliger Präsident des Vereins Naturnetz Unteramt VNU, blickt mit Stolz und Freude auf das Projekt zurück: «Die Zusammenarbeit mit den SBB und dem Kanton war gut. Die Erfahrungen können auch an anderen Orten einfliessen. Ich hoffe daher, dass schon bald weitere Bahnlinien für die Natur aufgewertet werden können.»

Was die Projektleiter daher ganz besonders freut: Das Projekt wird nun im Kanton Zug weitergeführt – damit sich die Reptilien und anderen Tiere auch von Knonau bis nach Zug besser bewegen und vernetzen können.

Der ganze Projektbericht kann unter www.naturnetz-unteramt.ch heruntergeladen werden.

Direktlink: https://www.birdlife.ch/sites/default/files/documents/NNDG_Schlussbericht_2021_72.pdf

Projektträgerschaft:
Natur und Vogelschutzvereine der Regionalgruppen Amt/Limmattal und Zürich von BirdLife Zürich: NVV «Lerche» Aesch, NV Bezirk Affoltern, NVV Zürich-Altstetten, NVV Birmensdorf, NVV Limmattal rechtes Ufer, Naturschutzgruppe Mettmenstetten, VNV «Schwalbe» Schlieren, NVV «Gartenrötel» Uitikon, Verein Naturnetz Unteramt, NV Urdorf



Die Ökologische Infrastruktur

Um die Biodiversität der Schweiz ist es schlecht bestellt: Fast die Hälfte aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind bedroht. Viele Lebensräume sind selten geworden und die verbleibenden Reste nehmen in der ökologischen Qualität ab. Mit weniger als 10 % geschützter Landesfläche hat die Schweiz ihre internationalen Verpflichtungen nicht erfüllt und ist mit Abstand das Schlusslicht in Europa.

Die Ökologische Infrastruktur soll Abhilfe schaffen und den Verlust der Biodiversität aufhalten. Ihr Aufbau wurde 2012 vom Bundesrat beschlossen, die Umsetzung soll bis 2040 erfolgen. Es handelt sich um ein landesweites Netzwerk von Flächen, welche für die Biodiversität wichtig sind und alle Lebensraumtypen mit einbezieht. Aufbauend auf den bestehenden Schutzgebieten werden Kerngebiete ausgewiesen. Um die Mobilität und Ausbreitung der Arten zu gewährleisten, muss eine Vernetzung zwischen den Kerngebieten gegeben sein, z.B. durch naturnah bewirtschaftete Flächen und Trittsteinelemente.

Die wissenschaftlichen Grundlagen zeigen, dass 30 % der Landesfläche nötig sind, um in allen Regionen die charakteristischen Lebensräume und prioritären Arten langfristig zu schützen. Teile dieser Flächen können vom Menschen weiterhin genutzt werden, ohne dass die Biodiversität Schaden nimmt.

 

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Auskünfte erteilt:

Walter Zuber, Co-Projektleiter, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel. 044 700 11 80, 079 457 98 70

Werner Schwehr, Co-Projektleiter, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel. 079 506 04 82

 

 


Fotogalerie:

In dieser Fotogalerie finden Sie einige Bilder der Kiebitze (Fotos: Daniel Stark), von Helfereinsätzen und des Hochwassers im Juli 2021 (Fotos: Stefan Bachmann) sowie Schnappschüsse der Fotofallen in der Filderen:

Fotos: © Natur neben dem Gleis